
Es ist das zehnte Großereignis, bei dem Carina Bär von der Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben im deutschen Doppelvierer sitzt: An diesem Samstag (18 Uhr/ARD) gilt es für das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) bei den Frauen. Das Ziel für Steuerfrau Annekatrin Thiele (31 Jahre), Carina Bär (26), Julia Lier (24) und Schlagfrau Lisa Schmidla (25) ist die direkte Qualifikation für das Finale am Mittwoch (15.40 Uhr). Deutschland ist im Vorlauf gesetzt, geht auf Bahn drei an den Start und trifft auf der Lagoa Rodrigo de Freitas auf Polen sowie die USA. „Das Gefühl ist ganz gut: Nicht euphorisch, aber optimistisch“, sagt die Unterländer Sportlerin des Jahres, die den ersten Schock von Rio überwunden hat.
„Acht Quadratmeter zu zweit mit jeweils zwei Taschen in einem Dreizimmer-Appartement zu siebt. Dazu Dauerfeueralarm, zwischenzeitlich kein Wasser in der Wohnung“, zählt Carina Bär die Aufreger auf. „Bevor die Olympic Lane eröffnet wurde, hatten wir 90 Minuten Fahrt pro Weg.“ Jetzt, wo die abgesperrte Fahrbahn für olympische Gäste offen ist, seien es immerhin noch 50 Minuten. Das Nervigste im Moment: „Das Sportzelt und das Essenszelt sind total überfüllt. Und der Wind auf der Strecke macht den Teich ganz schön wellig.“ Zeitweise sei er nicht ruderbar gewesen. „Ich bin gespannt, wie alles wird.“
Große Konstante Gut natürlich: Zumindest holte Carina Bär als große Konstante im Boot bei allen ihren bisherigen neun Regatten bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften eine Medaille.
„2010 war ich schon noch ziemlich aufgeregt“, sagt Carina Bär. Es wurden Silber (Europameisterschaft in Portugal) und Bronze (Weltmeisterschaft in Neuseeland). „Olympia 2012 in London war viel Arbeit, es war sehr anstrengend.“ Hat sich gelohnt: Silber hinter der Ukraine. Ein Jahr später klappte alles: EM-Gold in Spanien, WM-Gold später in Südkorea. „Da waren wir überrascht“, sagt Carina Bär. „Cool, dass wir gewonnen haben.“
Gleiche Besetzung 2014 wurde noch besser: „Das war ein sehr gutes Jahr, wir hatten einen sehr dynamischen Vierer.“ Mit derselben Besetzung wie jetzt: Annekatrin Thiele, Carina Bär, Julia Lier und Lisa Schmidla verbesserten am 30. August 2014 mit 6:06,84 Minuten über die zwei Kilometer den Weltrekord. „Manchen hier ist das wichtig“, hat Carina Bär beim Medientag des DRV in Ratzeburg erzählt. „Mir ist wichtig, dass es trotz recht hoher Wellen vom Rudern her leicht ging und Spaß gemacht hat.“ Ein entscheidender Punkt: „Es kommt auch immer drauf an, wie man sich im Boot versteht.“
Das war also nicht immer gleich gut. Jetzt ist es jedenfalls besonders gut: „Ich fühle mich absolut wohl in dieser Mannschaft“, sagt die Medizinstudentin aus Bad Rappenau-Babstadt. „Es ist eine Atmosphäre, in der jeder alles sagen kann.“ Auch Bootstrainer Sven Ueck trägt seinen Teil dazu bei. Der 43-Jährige aus Potsdam sagt: „Carina ist schon eine Stammgröße.“
Sieben Mal saß Annekatrin Thiele mit im Boot. Sie sagt über die von der Sporthilfe Unterland Heibronn-Hohenlohe Geförderte: „Sie ist doch sehr ehrgeizig, aufgeschlossen und immer freundlich. Und sie ist neutral: Wenn es Stress gibt, vermittelt sie.“ Sie sei ein ruhigerer Typ und übernehme Verantwortung, mache Vorschläge, wenn es um die konkrete Gestaltung der Trainingseinheiten gehe. An diesem Samstag geht es um die Gestaltung des Rennens. Die USA gelten als Wundertüte. Dass eine Medaille mal nicht ebenso ins Boot gespült wird, wissen die vier Frauen.
Wachsamer Spätestens seit dem enttäuschenden zweiten Platz vor bald einem Jahr bei der WM in Frankreich. „Da sind wir einfach schlecht gerudert“, stellt Carina Bär mit ihrer medizinischen Sachlichkeit fest. Gold ging damals an: die USA. Ob das zu rechter Zeit ein Schuss vor den Bug war? „Ich glaube schon“, sagt Carina Bär. „Wir sind jetzt viel wachsamer. Und haben großen Respekt vor allen, die an den Start gehen.“
Aber die Konkurrenz hat auch Respekt: Bei den bisherigen neun Großereignissen mit Carina Bär im Boot gab es immer eine Medaille für den deutschen Doppelvierer.
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.