
HANDBALL Die Abstatterin Selina Kalbach ist sportlich tief in der Region verwurzelt – und träumt doch von fernen Ländern
Diese Frau steckt voller Geheimnisse. Selina Kalmbach lacht. „Ich finde immer eine charmante Antwort, wenn jemand von mir was erfahren möchte“, sagt die 22-Jährige. Nur: Interna plaudert sie keine aus. Eine Frage der Ehre. Und Professionalität im Job. Selina Kalmbach ist nicht nur Linksaußen beim Frauen-Bundesligisten Neckarsulmer Sport-Union, sie hat nach dem Abschluss ihres Bachelor-Studiums in BWL-Dienstleistungsmanagement an der Dualen Hochschule Baden Württemberg noch in der Geschäftsstelle die Finanzbuchhaltung des Hauptvereins samt seiner Abteilungen übernommen.
Die Spannung, die in diesem Thema steckt, entdeckt Selina Kalmbach beim Praktikum in einer Neckarsulmer Steuerkanzlei. Die besondere Corona-Zeit nützt die Frau aus Abstatt, um sich voll in die Thematik reinzuhängen. Getragen vom guten Gefühl, freie Hand in der Aufteilung ihrer Arbeit zu haben.
Auch, weil Selina Kalmbach nach ihrer Operation am Fersenbein Anfang April, ihrer körperlichen Dauerbaustelle, sportlich derzeit im Wiederaufbau ist. Joggen ist erlaubt – und bis zum geplanten Start in die Vorbereitung auf die neue Saison am 1. Juli mag sie wieder voll dabei sein. „Das Schlimmste ist überwunden“, sagt Kalmbach. In ihren Gedanken gibt sie schon wieder Vollgas.
Mit Herzblut So ist sie, das Talent, das – sorgsam aufgebaut – aus der Jugend der SG Schozach-Bottwartal den Weg in die 1. Bundesliga geschafft hat und nun vor der sechsten Saison in Neckarsulm steht, wo sie zur Identifikationsfigur gereift ist. Dank harter Arbeit. Dem Ehrgeiz, sich stetig weiterzuentwickeln. Und noch mehr Herzblut.
Selina Kalmbach ist tief in der Region verwurzelt. Hier ist ihre Wohlfühl-Oase, ihre Familie, die sie nicht nur intensiv unterstützt, vielmehr ihr die Leidenschaft fürs Handballspiel stets vorgelebt hat. Noch wohnt sie bei ihren Eltern in Abstatt, die sich einst beim Handball kennengelernt haben, einzig Corona verzögert die Suche nach einer gemeinsamen Wohnung mit ihrem Freund. „Jetzt ist dann doch die Zeit, um mal auf eigenen Beinen zu stehen“, sagt Selina Kalmbach. Wer mit Elf schon allein auf Lehrgängen unterwegs ist, darf sich durchaus selbstständig nennen. Dennoch gibt die Frau mit den langen Haaren zu, wie dankbar sie bisher für Mamas Unterstützung gewesen ist.
Selina Kalmbach ist bodenständig. Und sehr dankbar dafür, was ihr in der Heimat sportlich ermöglicht worden ist. In der Jugend denkt sie ab und an darüber nach, mal den Verein zu wechseln. „Aber durch die Chance mit Neckarsulm hat es sich angeboten, dass ich hier bleibe.“ Die Menschen im Verein sind ihr sehr ans Herz gewachsen.
Neuseeland Und doch ist da ein Traum. Mehr von der Welt sehen. Mal mehr als zwei Wochen Urlaub zwischen zwei Spielrunden haben, um fremde Länder zu erkunden. Neuseeland. Oder Amerika. Das wär‘s. „Mal was Verrücktes machen und nicht immer nur die Standards wie Griechenland oder die spanischen Inseln“, meint das Handball-Ass mit Vorliebe für Wellness und Städtereisen. Schon der Kurz-Trip im November nach Kanada, wo ihr Freund ein Auslandssemester absolviert hat, zeigt, wie spannend die Fremde ist. Mehr Abenteuer ohne Rücksicht auf die Saison, die Zeit mit mehr Freiheit wird kommen. Nach der Sport-Karriere. Irgendwann.
Schließlich existiert da noch ein anderer Traum. Jener von Olympia. 2024 in Paris. Welch verlockender Gedanke für das Mitglied des Sporthilfe-Perspektivteams. „Mein Ziel ist es, im Nationalteam Fuß zu fassen“, sagt Selina Kalmbach. Bisher zählt die 13. der Junioren-WM von 2018 zum erweiterten Kader. „Ich weiß, dass ich noch viele Dinge habe, in denen ich mich weiterentwickeln kann und muss, um so eine Spielerin zu werden, die eingeladen wird.“ Ein Plus: Viele Linksaußen mit ihrem Potenzial gibt es nicht.
Große Aktiven-Turniere mitzuerleben, „das gibt einem ein ganz anderes Gefühl“, sagt Kalmbach. Darauf arbeitet sie konsequent hin. Bald wird ihr die neue NSU-Trainerin Tanja Logvin dabei helfen. Selina Kalmbach ist die Einzige, die schon beim ersten Gastspiel in Neckarsulm unter ihr trainiert hat. Ihr Fazit: Das passt.