RINGEN Die 18-jährige Jasmin Jakob von den Red Devils steht für ihren Sport ein und kämpft sich nach einer Verletzung zurück – Traumziel Olympia

Die Reaktionen ähneln sich immer wieder. Jasmin Jakob kennt sie alle, die zweifelnden Gesichtsausdrücke, die Gesten und die fragenden Blicke, wenn sie über ihren Sport erzählt. Eine 18-Jährige und Ringen, wie geht das zusammen? Jasmin Jakobs Antwort ist ebenso kurz wie klar: „Ringen passt zu mir“, sagt die junge Frau mit einer Bestimmtheit in der Tonlage, die sympathisch höflich ist und doch keine Nachfrage nötig macht. Wenn es doch noch eines Beweises bedürfte, genügt es, Jasmin Jakob anzuschauen. Sie strahlt Zufriedenheit aus, fühlt sich wohl in ihrem fein definierten Körper und ist mit ihren langen blonden Haaren eine attraktive Erscheinung.
Die Skepsis anderer und deren Empfinden, dass ihre Faszination untypisch für ein Mädchen sei, haben der Böckingerin noch nie etwas ausgemacht. Mit Fünf beginnt sie zu ringen. Damals beim VfL Neckargartach, der inzwischen unter Red Devils Heilbronn firmiert. Geänderte Vereinsnamen, gewachsene Liebe. „Seit ich klein bin, war ich schon bei den Turnieren dabei“, sagt Jasmin Jakob. Weil ihr älterer Bruder Alexander gerungen hat. Geerbte Leidenschaft.
Im Elitekader Mit 18 ist die Elftklässlerin nicht nur zweimalige deutsche Vizemeisterin und Mitglied im Elitekader des Württembergischen Ringerbundes, sondern auch die Jüngste im Perspektivteam der Sporthilfe Unterland Heilbronn-Hohenlohe. Teil dieses erlesenen Zirkels zu sein, dessen gemeinsames Ziel die Teilnahme an den Olympischen Spiele 2024 in Paris ist, macht Jasmin Jakob stolz. Besonders gefreut hat sie der Zeitpunkt, an dem sie aufgenommen worden ist. „2019 ist für mich nicht nach meinen Wünschen und Plänen gelaufen, da ist die Anerkennung zur rechten Zeit gekommen und eine super Motivation gewesen.“
Eine Sehnenverletzung hat sie hartnäckig mehr als ein Jahr geplagt. Die Folge eines Handballspiels, den zweiten Sport, den Jasmin Jakob bis 2018 betrieben hat. Das unkonventionelle und fließende Zusammenspiel des Neckarsulmer Orthopäden Boris Brand und Physiotherpeut Volker Sutor haben dazu beigetragen, dass die Ringerin nicht operiert worden ist. Einem speziellen, stabilisierenden Schuh, etwas Geduld und einem zielgerichteten Aufbau sei Dank. „Das ist alles super gelaufen“, sagt Jasmin Jakob.
Auch in anderer Hinsicht profitiert sie vom Perspektivteam, hat sie doch dank Mithilfe aus Neckarsulm ein individuelles Krafttrainings-Programm erhalten, das sie auch in der Corona-Krise zu Hause durchzieht und neben Einheiten auf dem Fahrrad fit hält.
Enger Körperkontakt „Ringen wird eine der letzten Sportarten sein, die wieder ins Geschehen eingreifen dürfen“, sagt Jasmin Jakob. Sie ist Realistin genug, um abzuschätzen, was der enge Körperkontakt in ihrem Sport in Zeiten einer Pandemie bedeutet. Derzeit sind bis zum 15. Juni alle Wettkämpfe abgesagt, vergangenes Wochenende wäre der Termin für die deutschen Meisterschaften der Juniorinnen gewesen. Mitte Mai hatte Jasmin Jakob auf einen Start bei den nationalen Titelkämpfen der Aktiven gehofft. Alles geplatzt. Es droht das Ende einer Saison, die gar nicht richtig begonnen hat.
Das Talent, das seit Ende 2017 vom jetzigen Landestrainer Michele Rauhut betreut wird, ist erst in die Juniorenklasse aufgerückt. Lehrjahre. Umso schwerer wiegt, dass Jasmin Jakob derzeit die Kämpfe Frau gegen Frau fehlen. Sie weiß, wie komplex es sein wird, irgendwann wieder in den Wettkampf-Rhythmus zu finden, denn: „Wir brauchen nicht nur Kraft und unsere Techniken, sondern auch eine klare Kampfstrategie. Es bringt ja nichts, kopflos loszulegen.“
Das technische Rüstzeug bringt Jasmin Jakob dank der guten Neckargartacher Nachwuchsschule mit. An ihrer mentalen Stärke arbeitet die Ringerin mit einer Sportpsychologin. „Anfangs war ich etwas skeptisch, ob mir das was bringt, doch ich bin positiv überrascht“, sagt Jakob. Sie ist bereit gewesen, sich darauf einzulassen. Mit Erfolg. Jasmin Jakob strahlt Selbstbewusstsein aus – nicht nur bei zweifelnden Blicken auf ihren Sport, das Ringen.