
Die Freude braucht Raum. Einfach einen Platz, wo sie raus kann. Lachen. Reden. Glücklich sein. Es ist gegen Mitternacht, als die Ratlosigkeit aufkommt. Wo feiern? Der Tag ist lang und erfolgreich gewesen – überaus emotional obendrein. Nun benötigt die kleine Gruppe des ATC Blau-Gold in der TSG Heilbronn einen Ort, um all diese Momente sacken zu lassen. Zumindest flüchtig. Also feiern Daniel Lepski und Juliane Aschenbrenner ihren deutschen Meistertitel in einer Burger-Kette. Vielleicht nicht standesgemäß, aber für die schnelle Fete völlig okay.
Sie sind nicht allein mit ihrem Glück, das national beste Standard-Tanzpaar der Junioren II B zu sein. Die zwei 15-Jährigen genießen mit ihrer Trainerin Siri Kirchmann. Vor drei Jahren ist sie Vizeweltmeisterin geworden, nun erlebt sie, wie ihr Paar, das sie seit drei Jahren betreut, bei den Meisterschaften in Darmstadt eine Erfolgs-Etappe auf dem Weg nach oben hinter sich gebracht hat. Für Daniel Lepski ist das große Ziel längst klar. „Weltmeister“, sagt er. Kurz. Aber doch so bestimmt, dass in den drei Silben keine Ritze für Zweifel bleibt.
Größte Erfolg für Blau-Gold In vier Tänzen liegt das Heilbronner Paar bei den Deutschen auf Platz eins, einzig im Quickstep werden Efrem Kuzmichenko und Samira Hafez vom BTC Grün-Gold der Turngemeinde in Berlin an diese Position gewertet. In der Addition aber steht der größte Erfolg für den ATC Blau-Gold seit 55 Jahren. Ein besonderer Tag. Auch für Siegfried Schropp, den Macher.
Sechs Jahre tanzen Daniel Lepski und Juliane Aschenbrenner zusammen, sind ein harmonisches Paar. Sie, selbstbewusst, ausdrucksstark. Er, dominant, extrovertiert. „Auf der Fläche ist Daniel ein anderer Mensch. Das ist seine Welt“, sagt Siegfried Schropp. Dort gibt es den ruhigen, wortkargen Gymnasiasten mit der Zahnspange nicht. Da lebt der Gefühlsmensch auf, der über seinen Sport sagt: „Tanzen macht mich glücklich, es fühlt sich gut an.“
Dafür ist er bereit, viel zu geben. An Zeit. An Leidenschaft. An Arbeit. Fünf bis sechs Mal die Woche trainieren die Teenager, die von der Sporthilfe Unterland Heilbronn-Hohenlohe gefördert werden, dazu kommen Fitnesseinheiten, Turniere und Meisterschaften. „Ihr Willen und ihr Fokus, den sie in ihrem Alter haben, ist ihre Stärke“, sagt Siri Kirchmann, „sie wissen, was sie wollen und haben ein klares Bild, wie sie tanzen möchten.“
Stilfrage Tanzen ist auch eine Stilfrage. Den eigenen suchen und entwickeln Daniel Lepski und Juliane Aschenbrenner im Standardbereich bei Asis Khadjeh-Nouri und Fabio Selmi. Die Könner trainieren zahlreiche Amateurpaare der Weltspitze, sind am Puls der Zeit. Ihnen vertraut das Paar, das dem Bundesjugendkader angehört. Einmal im Monat fahren sie nach Stuttgart zu Khadjeh-Nouri, jede Ferien reisen sie nach Italien, um mit Selmi kreativ zu sein.
Zu Hause wird das Besprochene umgesetzt und eingeschliffen. Ein anderes Hobby hat Juliane Aschenbrenner nicht. Auch ihr Traum ist es, Weltmeisterin zu werden. „Tanzen gehört zu meinem Alltag“, sagt die Sontheimerin. Sie weiß, dass das so bleibt. Für den Weg nach oben, müssen sie gesehen werden, brauchen Kontakt zu internationalen Spitzentrainern. Wie Sergiu Luca, den – der TV-Show „Let´s dance“ wegen – Millionen kennen.
Siri Kirchmann besitzt die Kontakte, sagt: „Wir müssen uns etablieren, in Finals dabei sein.“ Auch bei Turnieren. Nächstes Jahr wechseln Daniel Lepski und Juliane Aschenbrenner in die Jugend-Klasse. Dort sind sie in dieser Saison bei den deutschen Meisterschaften schon Siebte geworden, also vorne dran. Werden sie Erste oder Zweite, qualifiziert sich das Paar für die EM. Die nächste Etappe. So lange steht der Pokal von Darmstadt bei Daniel Lepski im Regal. Juliane Aschenbrenner hat ihn sich nachbestellt.