
Frieder Hindermann hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Der 75-Jährige Öhringer sagt von sich selbst, er sei „mit Leib und Seele Sportlehrer“. Jahrelang war er in Öhringen als solcher tätig. Aber auch die Freizeit widmete er dem Sport, genauer gesagt: dem Kunstturnen. 52 Jahre war er Abteilungsleiter Kunstturnen männlich bei der TSG Öhringen. Am 10. Februar, seinem 75. Geburtstag, hat er seine Ämter an seinen Nachfolger abgegeben. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung der KTV Hohenlohe und der Entwicklung des Kunstturn-Leistungsstützpunktes in Öhringen. Einen Posten aber behält er weiterhin, jenen im Beirat der Sporthilfe Unterland e.V. Heilbronn-Hohenlohe. Hier wirkt er seit Jahren tatkräftig und mit all seiner Kompetenz mit.
Als der gebürtige Heidenheimer 1964 als hauptamtlicher Sportlehrer von der Stadt Öhringen eingestellt wurde und im selben Jahr seine ehrenamtliche Tätigkeit bei der TSG Öhringen aufnahm, war die Stadt noch keine Turnhochburg. „In Öhringen gab es schon immer gute Turner, es war nur etwas eingeschlafen“, sagt Hindermann. Er startete bei der TSG als Turntrainer für Kinder. „Einmal die Woche Training war mir zu wenig und einigen der Kinder auch, erinnert er sich.“ So baute er das Angebot, vor allem im Bereich Kunstturnen Schritt für Schritt aus.
Begegnungen Bei seinen Ehrenämtern sei es ihm nie um die Ämter an sich gegangen. Im liegt es besonders am Herzen, „dass Kinder frühzeitig Sport machen“. Eine gute muskuläre Ausbildung sei „fundamental wichtig und wird heute immer mehr vernachlässigt“.
In den 52 Jahren bei der TSG Öhringen habe er viel erlebt. Mit den Turnern auf der ganzen Welt unterwegs „USA, Israel, Dänemark, Irland“, zählt der 75-Jährige auf. Eine Reise führte ihn zusammen mit den Öhringer Turnern nach Lissabon zur „Weltgymaestrada“, bei der Sportler aus 40 Nationen ihr Könenn zeigten. Die besondersten Augenblicke seien immer die menschlichen Begegnungen gewesen. „Ich habe durch den Sport Freunde in ganz Deutschland.“
„Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht“, resümierte er die fünf Jahrezehnte bei der TSG. Aber trotz aller Begeisterung: Für seine Ehrennämter ging auch immer jede Menge Zeit drauf. Zu den Zeiten, als er noch als Trainer aktiv war, sei das Ehrenamt wie ein „Zweitjob“ gewesen. Hindermann schätzt 20 Stunden pro Woche. Als er den Trainerposten aufgab, wurde es etwas weniger. Aber auch als Abteilungsleiter habe er noch zwischen fünf und zehn Stunden die Woche mit dem Ehrenamt zugebracht. Wer da manchmal zu kurz kam, sei seine Frau gewesen, sagt er. Seine beiden Söhne hingegen waren meistens mit dabei. Beide waren selbst begeisterte Turner. Auch die dritte Generation ist dem Sport treu geblieben – mit Erfolg: Seine Enkelin Marie-Sophie Hindermann startete 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking, Enkel Mike Hindermann war Teil der Jugendnationalmannschaft.
Entscheidungen Nach 52 Jahren ist nun Schluss für Hindermann als Abteilungsleiter Kunstturnen männlich. In naher Zukunft stehen im Verein wichtige Entscheidungen an. Von den drei hauptamtlichen Trainern ist einer bereits im Ruhestand, der zweite geht in ein paar Jahren in Rente. Wie soll es weitergehen? „Diese Entscheidung wollte ich nicht mehr treffen“, sagt Hindermann.
„Mit 75 wird es Zeit, die Ämter in jüngere Hände abzugeben.“ Besonders freut es ihn, dass ein Nachfolger aus den eigenen Reihen gefunden wurde. Phillip Schmidt, selbst aktiver Turner, ist der neue Abteilungsleiter. „Ich stehe dem Verein natürlich weiterhin mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Hindermann und fügt an: „Aber reinreden werde ich ihnen nicht.“
Ganz dem Sport den Rücken kehren kommt aber für den agilen 75-Jährigen nicht in Frage. Er betreut weiterhin den Lauftreff. Drei Mal die Woche schnürt der Rentner die Laufschuhe und joggt zehn Kilometer. Hinzu kommt noch etwas Krafttraining. Körperliche Fitness und regelmäßige sportliche Betätigung gehören für ihn auch im Alter dazu und sind fest in sein Leben integriert. Davon, dass er sein ganzes Leben lang Sport getrieben habe, würde er vor allem seit er älter ist profitieren, ist er überzeugt. Viele seiner Altersgenossen hätten schon sehr abgebaut, sagt er. Frieder Hindermann hingegen ist immer noch fit wie ein Turnschuh.